Britische StudieSchweizer Väter tun sich schwer
Im internationalen Vergleich herrscht in vielen Schweizer Familien eine traditionelle Rollenteilung. Väter, die sich mehr um die Erziehung ihrer Kinder kümmern wollen, haben es eher schwer.
In vielen Industrienationen stellen junge Frauen und Männer das klassische Bild, wonach der Vater arbeitet und die Mutter die Kinder erzieht, in Frage. Beide wollen sowohl in der Erziehung ihrer Kinder mitwirken als auch zum Lebensunterhalt der Familie beitragen. Inwieweit ihnen das gelingt und welchen Hürden sie dabei begegnen, hat das britische «Fatherhood Institute» im Rahmen einer neuen Studie untersucht. Zu diesem Zweck wurden in 21 führenden Industrienationen 10 Indikatoren aufgrund von Daten der OECD gemessen.
Schlusslicht Schweiz
Das Ergebnis für die Schweiz ist wenig schmeichelhaft: Sie landet auf dem letzten Platz. Ausschlaggebend für das schlechte Abschneiden sind vor allem das Fehlen eines gesetzlichen Vaterschaftsurlaubs, grosse Einkommensunterschiede zwischen Mann und Frau, wenig Teilzeit-arbeitende Männer und zu wenig staatlich-finanzierte Krippenplätze. Angeführt wird das Ranking einmal mehr von den skandinavischen Ländern.
Patricia Schulz, Direktorin des Eidgenössischen Büros für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG) betont, dass die Frage der Vereinbarkeit von Beruf und Familie keine Frauenfrage ist, sondern ein brisantes gesellschaftspolitisches Thema, das alle, Väter wie Mütter, betrifft. Dass die Schweiz im internationalen Vergleich hier grossen Nachholbedarf habe, sei bekannt.
Kinder profitieren
«Wir kennen keine bundesrechtliche Regelung eines Vaterschaftsurlaubes, einer Elternzeit und eines Elterngeldes, wie es in vielen Ländern Europas die Regel ist. Auch die familienergänzende Kinderbetreuung bedarf eines weiteren Ausbaus und einer kontinuierlichen Finanzierung», sagte Schulz gegenüber «20 Minuten Online». Auch im Hinblick auf den Fachkräftemangel in der Schweiz sei es sehr wichtig, familienfreundliche Arbeitsbedingungen zu schaffen.
Rob Williams, Geschäftsführer des «Fatherhood Institute», sieht die Vorteile familienfreundlicher Politik vor allem in der Entwicklung der Kinder. Studien hätten gezeigt, dass diese davon profitieren, wenn die Väter nicht nur Geld verdienen, sondern sich auch in ihrer Erziehung engagieren: Weniger Verhaltensprobleme, weniger Kriminalität und Drogenmissbrauch, höhere Mobilität in Ausbildung und Beruf, mehr Sozialkompetenz und ein höheres Selbstbewusstsein. Eltern mit einer ausgeglicheneren Aufgabenteilung haben auch eine höhere Wahrscheinlichkeit, zusammen zu bleiben und seien im Durchschnitt zufriedener.